Woche 1 & 2 - Orientation Week und Vorlesungsbeginn
- Johanna Braun
- Feb 12, 2019
- 8 min read
In den ersten beiden Wochen ist viel passiert - volles Programm, viele neue Eindrücke während der Orientation Week und Start der Vorlesungen an der neuen Uni.
Ankunft in Nijmegen und drei Tage Orientation Week Wenn ich die ersten Tage hier in Nijmegen mit drei Worten beschreiben müsste, wäre das definitiv: anstrengend, intensiv und schön. Eine Woche vor Vorlesungsbeginn hat man als exchange student die Möglichkeit, an der Orientation Week teilzunehmen. Diese Chance wollte ich auf jeden Fall wahrnehmen, um schnell Kontakte zu knüpfen, die Stadt und die Uni kennenzulernen. Das Programm begann eigentlich schon am Montag, den 28. Januar, allerdings hatte ich Montag und Dienstag Klausuren in Münster, weshalb ich erst Mittwoch anreisen konnte.
Mittwochs um 5 Uhr in der Früh habe ich mich also mit all meinem Gepäck in den Zug Richtung Nijmegen gesetzt. Hier angekommen war erstmal alles nur anstrengend: ich musste erst zur Uni fahren, um mich anzumelden, anschließend zu Fuß zu einem anderen Büro, um meinen Wohnungsschlüssel abzuholen und von dort zu Fuß zu meinem Wohnheim. Und das alles mit gefühlt 100kg Gepäck. Meine Unterkunft habe ich dann auch erstmal nicht gefunden, da der Eingang sehr versteckt liegt. Anschließend hatte ich nichtmal 5 Minuten Zeit anzukommen und mir alles anzuschauen, da ich sofort los in die Stadt musste, um am Programm der Orientation Week teilzunehmen.
Mein erster Programmpunkt war dann der Besuch des Valkhofmuseums, wo ich auch meine Mentorengruppe kennenlernte. Dort sagte man uns, dass das Museum das bedeutendste Museum von Nijmegen sei - es hat mich dann aber doch sehr enttäuscht. Ich habe die Aufteilung der Räume nicht verstanden, die Beschreibungen waren alle auf Niederländisch (einige wenige gab es auch auf Deutsch übersetzt - wobei ich auch nicht verstanden habe, wonach die ausgewählt wurden) und auch sonst fand ich es sehr langweilig gestaltet. Vielleicht lag das aber auch an meinem Schlafmangel und ich muss es irgendwann nochmal probieren, wenn ich wacher und entspannter bin. Im Anschluss an den Museumsbesuch sollten wir eine Stadttour mit Rallye machen. Allerdings waren sehr viele Leute meiner Mentorengruppe (insbesondere auch die Mentoren selbst) verkatert und ziemlich fertig von einer Party am Vorabend, weshalb wir die Tour nur halbherzig starteten und relativ schnell wieder aufhörten. Abends ging das Programm dann weiter. Alle exchange students trafen sich in einem Restaurant/ Bar, wo wir nach Ländern auf die Tische verteilt wurden. Dort lernte ich dann also andere Deutsche (und zwei Österreicherinnen) kennen, was auch sehr nett war. Später am Abend spielten wir dann das 'country game': jedes Land musste sich einen Programmpunkt ausdenken (bspw. ein Lied, einen Sketch, Tanz...) und diesen auf der Bühne aufführen. Wir Deutschsprachigen entschieden uns für das Flieger-Lied und den dazugehörigen Tanz (wer nicht weiß, was ich meine -> hier). Das kam (erstaunlicherweise) auch sehr gut an. Die Aufführungen der anderen Länder waren zum Teil auch sehr unterhaltsam.
Am Donnerstag hatte ich dann vormittags ein Infotreffen meiner Fakultät (also der faculty of social sciences) hier an der Uni. Da haben sie nochmal erklärt, wie wir Kurse wählen, was wir allgemein beachten müssen, wie das Studium in der Niederlande abläuft etc. Anschließend bekamen wir eine Führung durch die Bibliothek und eine kurze Führung über den restlichen Campus. Die Universität machte dabei wirklich einen sehr guten ersten Eindruck - alles sehr modern und durchdacht. Vor allem auch das Campus Gym ist super - dazu aber an anderer Stelle mehr. Abends trafen wir uns im Wohnheim einer unserer Mentorinnen, wo wir 'typisch niederländisches Essen' bekommen sollten. Im Endeffekt sah das Ganze so aus: der komplette Küchentisch wurde mit Alufolie eingewickelt, darauf wurde ein riesiger Haufen Pommes, andere frittierte Snacks, Ketchup und Majo geschmissen. Das war eigentlich auch ganz witzig, aber auch sehr speziell.

Im Anschluss gingen wir in die Stadt, um an einem Pub Crawl teilzunehmen. Der war auch total witzig - wir lernten 3 Bars kennen, spielten Trinkspiele und gingen anschließend auf eine Party mit allen exchange students, wo sehr gute Stimmung herrschte.
Freitags mussten dementsprechend erstmal alle ausschlafen und das Programm startete erst nachmittags. Es trafen sich wieder alle exchange students gemeinsam, wir wurden in neue Gruppen eingeteilt und wir spielten 'Traditional Dutch Games'. Die waren auch ganz lustig, allerdings waren die wenigsten Spiele wirklich niederländisch - es gab nämlich unter anderem Mikado, Jenga, Eierlauf oder Hüpfsack.
Der Abschluss der Orientation Week war dann ein Potluck Dinner - jeder kochte etwas Typisches aus seinem Land für die anderen Mitglieder seiner Mentorengruppe. Ich hatte sehr viele Ideen und habe mich dann schließlich für vegetarische Currywurst entschieden. Es gab wirklich sehr viele leckere Gerichte, beispielsweise: ungarischen Eintopf, griechisches Tzatziki, türkischen Reis mit Hühnchen, taiwanesische Nudeln, amerikanische grilled cheese sandwiches, spanische Tortilla, dänische Cracker mit Käse, und noch viel mehr.
Diese drei Tage der Orientation Week kamen mir eher vor wie 5 Wochen - so viele verschiedene Programmpunkte, neue Eindrücke und neue Leute. Das war super anstrengend, aber auch total schön und es hat sich vor allem dafür gelohnt, direkt viele Leute kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen. Also falls jemand demnächst auch ein Auslandssemester plant - nehmt auf jeden Fall die Einführungswoche wahr, ich kann es nur empfehlen!
Das erste freie Wochenende
Das Wochenende war dann komplett frei - was auch gut war. Die ganzen neuen Eindrücke mussten erstmal verarbeitet werden. Ich hatte bis dahin auch noch nichtmal wirklich Zeit, meinen Koffer auszupacken und mich einzurichten. Allerdings muss ich für Seminare in Münster diesen Monat drei Hausarbeiten schreiben, weshalb ich an dem Wochenende noch genug zu tun hatte. Mitterweile hatte ich auch alle meine Mitbewohnerinnen kennengelernt: Georgia und Lina aus Griechland, Emily aus Deutschland, Erin aus Taiwan, Sam aus Kanada und Faustine aus Frankreich. Ein sehr bunter Mix und ich bin gespannt, was die nächsten Monate so bringen.
Da ich das Gefühl hatte, noch nichts von Nijmegen so wirklich gesehen zu haben, bin ich sonntags mit Karen, einer dänischen Freundin aus meiner Mentorgruppe, durch die Stadt spaziert und Kaffee trinken gegangen. Ich finde mich noch nicht wirklich zurecht in der Stadt, es gibt aber sehr viele schöne Ecken, Straßen, Cafés und Läden, die ich alle noch weiter erkunden muss.


Die ersten Vorlesungen
Am Montag hatte ich dann das erste Mal Uni - die Vorlesung 'Social and New Media'. Mit ca. 50 Teilnehmern ist die Vorlesung sehr klein im Vergleich zu dem, was ich aus Deutschland gewohnt bin. Thematisch erschien es mir nicht anspruchsvoller als meine Vorlesungen in Deutschland, allerdings wird es mehr Arbeit sein. Wir müssen jede Woche 3 research articles lesen und durcharbeiten. Die Vorlesung dauert außerdem länger - von 15:30 bis 17:45. Nach 6 Wochen schreiben wir dann eine Klausur. Außerdem müssen wir in Gruppenarbeit ein akademisches Poster erstellen und schriftlich ausarbeiten. Die Dozentin ist noch sehr jung und wirkt bisher sehr nett. Ich werde sicher demnächst mehr davon berichten.
Ich wollte in diesem ersten Trimester außedem noch ein Seminar oder eine Vorlesung belegen, die ich mir für mein Fremdmodul in Münster anrechnen lassen könnte. Das heißt, ich hätte eine Veranstaltung aus beinah jedem Fachbereich wählen können. Leider hat sich fast alles, das mich interessiert hat, in meinem Stundenplan überschnitten oder war bereits ausgebucht. Ich hatte mich dann letztendlich für die Vorlesung 'Language Management in International Organisations' entschieden, welche am Mittwoch stattfand. Ich fand die Vorlesung dann allerdings so furchtbar, dass ich das doch wieder sein lasse. Die Dozentin fand ich extrem unsympathisch und anstrengend, insbesondere die Art und Weise, wie sie ihre (sehr hohen) Erwartungen an uns kommuniziert hat. Spätestens in dem Moment, als sie anfing, durch die Reihen zu gehen und zufällig irgendwelchen Leuten das Mikrofon vor den Mund zu halten und ihnen eine Frage zu stellen, habe ich beschlossen, diese Vorlesung nicht weiter zu besuchen. Ich habe mit meinem Koordinator in Münster gesprochen und entschieden, keinen Kurs des Fremdmoduls hier zu machen. Somit habe ich bis April nur montags die eine Vorlesung, den Rest der Woche habe ich frei. Ich muss allerdings diesen Monat wie gesagt drei Hausarbeiten für meine Uni in Münster schreiben, also habe ich dennoch mehr als genug zu tun. Sobald das zweite Trimester im April startet, habe ich dann mehr Veranstaltungen in der Uni.
Was ich sonst so die Woche unternommen und erlebt habe
Mittwochabend habe ich mich mit den anderen deutschen Mädels getroffen. Wir waren erst essen und haben dann am 'Stukafest' teilgenommen. Dieses kleine Festival gibt es in mehreren niederländischen Städten. Dabei besucht man an einem Abend drei Stationen: verschiedene Studentenwohnungen, in denen unterschiedliche Kleinkunst aufgeführt wird. Unsere erste Station war ein sehr schönes Puppentheater. Die zweite Station war ein Musiktheater - komplett auf niederländisch. Ca. 40-50% habe ich verstanden, 40% aus dem Kontext erschlossen und die restlichen Prozent waren dann nicht mehr so schlimm. Die letzte Station war dann ein niederländischer Singer-Songwriter, der ein paar seiner Lieder gespielt hat. Alle drei Stationen waren sehr schön und der Abend hat total viel Spaß gemacht! Außerdem war es spannend zu sehen, wie niederländische Studenten hier so wohnen. Donnerstag habe ich das erste Mal das Sportprogramm hier getestet - und zwar beim Kundalini Yoga. Dort habe ich auch Ana getroffen, sie kommt aus Brasilien und war in meiner Mentorengruppe. Das Sportprogramm hier ist richtig super und wir haben uns vorgenommen, demnächst öfter zusammen etwas auszuprobieren. Ich werde bald mal mehr darüber berichten. Ansonsten habe ich die Woche eigentlich nur an Hausarbeiten gearbeitet, bürokratischen Kram erledigt (mich hier in der Stadt gemeldet, ein Bankkonto eröffent etc.). Am Wochenende habe ich einen Ausflug nach Rotterdam, Den Haag und Leiden gemacht. Davon erzähle ich aber demnächst in einem Extra-Blogpost.
Ich habe mich bisher sehr gut hier eingelebt, aber der richtige Alltag ist natürlich noch nicht eingekehrt. Diese 1,5 Wochen waren sehr intensiv, ich habe viele neue Eindrücke gesammelt und Menschen aus den verschiedensten Ländern kennengelernt. Es sind alle total nett und ich freue mich sehr auf die nächsten knapp 6 Monate hier in Nijmegen.
2011 vs. 2019 Wie im letzten Blogpost erwähnt, ist mein letzter Auslandsaufenthalt in Kanada ziemlich genau 8 Jahre her. Gerade die ersten Tage waren spannend zu vergleichen, wie es mir damals und heute so ging. Damals waren die ersten Tage ein extremes Gefühlschaos - es gab relativ viele Momente, in denen ich am liebsten wieder umgekehrt und zurück nach Deutschland geflogen wäre. Das lag zum größten Teil aber vermutlich am Jetlag, an der neuen Sprache, in der ich damals weniger Übung hatte als heute, und natürlich auch daran, dass ich erst 15 war. Ich hatte mich damals aber auch innerhalb einer Woche gut eingelebt und spätestens nach zwei Wochen wollte ich gar nicht mehr aus Kanada weg.
Hier war tatsächlich der erste Tag ähnlich - da gab es auch einige Momente, in denen ich keine Lust mehr auf das Ganze hatte und am liebsten den Zug zurück nach Münster genommen hätte und in meine ganz normalen Semesterferien gestartet wäre. Diesmal lag es allerdings an all dem Stress die Wochen vorher - das ständige Lernen und dazu der Auszug aus meiner Wohnung, das dazugehörige Putzen, Packen und Sachen Hin- und Herschleppen für mein Auslandssemester etc. Montag und Dienstag hatte ich nicht nur drei Prüfungen, sondern auch noch Schlüsselübergabe meiner Wohnung. Dabei hatte ich überhaupt keine Zeit, mich auf mein Auslandssemester vorzubereiten oder auch nur länger darüber nachzudenken. Das war dann doch alles etwas viel, da hätte ich vermutlich zwischendrin einen Tag Pause gebraucht. Aber auch hier verflog dieses Gefühlschaos sehr schnell - diesmal wollte ich schon nach drei Tagen gar nicht mehr weg. Es war aber wirklich sehr spannend zu sehen, wie ähnlich die Gedanken damals und heute teilweise waren und wie ich mit den Situationen umgegangen bin. Wahrscheinlich geht es da vielen Leuten ähnlich, die für eine längere Zeit ins Ausland (oder auch nur in eine andere Stadt in Deutschland) gehen. Ich bin gespannt, wie der Vergleich der beiden Auslandsaufenthalte weiter aussieht. Tot ziens, Johanna
Comments